Die Musikvereine im Landkreis Dillingen leiden stark unter den Einschränkungen der Pandemie
24. Januar 2021
Fast kein einziger Musikverein, keine Stadtkapelle oder Spielmannszug konnte in diesem Jahr im Sommer und Herbst in den eigenen Räumlichkeiten proben, denn die Musiker mussten aufgrund der Covid-19-Pandemie zwei Meter Abstand voneinander halten. Dies wurde auf der diesjährigen Vorsitzenden- und Dirigentenversammlung des ASM-Bezirk 17 Dillingen/Donau, die im Rahmen einer Onlinekonferenz stattfand und zu der Bezirksvorsitzender Josef Werner Schneider recht herzlich begrüßen konnte, deutlich. Die Blasorchester mussten daher auf Turnhallen, Gemeinde- und Stadthallen ausweichen, oder wenn es das Wetter zuließ, im Freien proben. Dabei war es oft nötig, sich mit der Gemeinde oder anderen Vereinen zu arrangieren. Franz Josef Pschierer (MdL), Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes war zusammen mit dessen Geschäftsführer Joachim Graf ebenfalls zugeschaltet.
Pschierer betonte dabei, dass ihm eine Expertise des bayerischen Musikrates vorliege, welche Aerosolgefahr genau von welchem Musikinstrument ausgehe, und dass der ASM zusammen mit anderen Verbänden um die Reduzierung des Abstands kämpfen werde, sobald eine Probenarbeit wieder möglich sei.
Ihm sei außerdem die maximale Teilnehmerzahl von 200 Personen, die im Sommer bei Veranstaltungen gegolten habe zu pauschal. Hier müsste eigentlich für jedes Event individuell eine Lösung her – mit gutem Hygienekonzept. Von den Vereinsverantwortlichen konnte man erfahren, dass die meisten wenigstens einen Auftritt im Sommer absolvieren konnten, sei es ein kleines Konzert im Freien, in einem Biergarten oder bei einem Gottesdienst - mit den entsprechenden Auflagen. Auf ein Ziel hinzuproben war enorm wichtig für die Gemeinschaft im Verein. Auftrittstermine werden für dieses Jahr aber noch nicht groß geplant. Dafür wäre es erstmal wichtig, wieder einige Zeit proben zu können.
Zurzeit ist dies allerdings nicht möglich. Zum November gab es wie im Frühjahr wieder eine Vollbremsung für alle Vereinsaktivitäten. Viele Dirigenten behelfen sich mit Onlineproben, teilweise im kleinen Kreis und mehrmals die Woche. Dabei kann aber immer nur ein Musiker individuell etwas vortragen oder man spielt zu einer Aufnahme mit. Ein Zusammenspiel ist technisch nicht möglich, da die Laufzeit der Internetübertragung zu lange ist. Die Musiker würden sich gegenseitig nur versetzt hören.
Bis zur Schließung der Schulen war der Instrumentalunterricht wenigstens noch vor Ort möglich, nun läuft dieser auch online. Teilweise werden die Schüler mit kleinen Spielen bei Laune gehalten, da sich langsam mehr oder weniger eine Art „Online-Müdigkeit“ einstellt. Es wurde aber auch bereits über Abmeldungen berichtet, weil Eltern in dieser Form des Musikunterrichts keinen Wert mehr sahen. Pschierer und Graf machten deutlich, dass der Präsenzunterricht wohl wieder möglich sein werde, sobald die Schulen öffnen, aber vermutlich mit anderem Hygienekonzept als im Herbst.
Allgemein machen sich alle Beteiligten Sorgen, ob die Vereine und Blasorchester nach der Pandemie noch dieselben sein werden, ob die Musiker und Musikschüler bei der Stange bleiben oder ob es einen Mitgliederschwund geben wird. Onlinestammtische und Onlineweihnachtsfeiern können den Verlust an Geselligkeit nicht ersetzen. Länger als dieses Jahr dürften die Einschränkungen nicht dauern. Der ASM-Präsident bedankte sich diesbezüglich bei den Verantwortlich für ihren Einsatz den Zusammenhalt zu stärken und nahm zusammen mit Graf einen Vorschlag aus der Runde auf, eine bayernweite Medienaktion zu starten, der die Blasmusik in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und Jugendliche für das Thema zu begeistern soll.
Bezüglich der finanziellen Situation wies Joachim Graf darauf hin, dass in diesem Halbjahr das Corona-Hilfsprogramm für Vereine neu aufgelegt werden wird. Anträge könnten aber noch nicht gestellt werden. Josef Werner Schneider erwähnte, dass wahrscheinlich auch der Bezirk 17 wieder Zuschüsse zur Jugendarbeit in Aussicht stellen könne.
Bezirksjugendleiterin Daniela Arnold gab bekannt, dass am 10. April anstatt der Jungmusikerlehrgangswoche ein Prüfungstermin für die Bläserprüfungen D1/D2 geplant sei. Wenn dieser nicht stattfinden könne, gäbe es im Juli die nächste Möglichkeit. Alternativ könne man auch an einer Online-Prüfung teilnehmen, wenn ein anderer Bezirk dies anbiete.
Zum Schluss war die Hoffnung unter den Teilnehmern groß, dass im Sommer und mit den kommenden Impfungen sich auch die Lage für die Musikvereine wieder verbessern werde.